Wochenende
Alle SchülerInnen sind in Nicaragua verteilt, einige bleiben einfach in Managua (wir Lehrkräfte hören später von diversen Pool-Parties…), andere sind am Meer oder besteigen den großen Vulkan Mombacho. Wieder andere sind auf die kleinen Inseln bei Granada gefahren. Lili feiert dort mit der Familie ihren Geburtstag…Nachmittags kommt der Anruf, dass Rosa im Süden, in San Juan, auf einen Mantarochen getreten ist, sie muss ins Krankenhaus. Der Stich schmerzt sehr, sie macht alles ganz tapfer mit und lernt so diverse Krankenhäuser von innen kennen. Die Familie bringt sie aber noch nach Managua zurück. Nun ist ein paar tage Schonung angesagt, Fuß hochlegen und überall Eiswürfel erfragen – die gibt’s bei der Hitze ja immerhin wirklich permanent bei den StraßenhändlerInnen.
Montag, 27.1.2020 (Tami)
Heute ist der Besuch des Vulkans Masaya geplant. Und dann fahren wir zur Töpferei in San Juan de Oriente.
Wir wollten erst morgens den Vulkan besuchen, das haben wir jetzt aber auf später verschoben, da der Vulkankrater im Moment noch geschlossen ist, daher fahren wir jetzt erstmal zu einer Töpferei in St. Juan de Oriente. Als wir die Töpferei besucht haben hat uns der Besitzer – er heißt „Chuca“ – etwas über den Betrieb erzählt und wie alles hergestellt wird. In der Töpferei ist alles, wirklich alles mit der Hand gemacht, ob es die Töpfersachen sind oder die Farben, es hat alles einen sehr langen Herstellungsprozess. Nachdem wir in der Töpferei waren hatten wir Essenspause am Mirador de Santa Catarina, mit Blick auf die Laguna de Apoyo. Danach sind wir wieder nach Masaya zum Vulkan gefahren. Dort sind wir erst in ein kleines Museum gegangen, dann hoch zum Kater.
Als wir oben angekommen waren, konnten wir von sehr weit oben den Vulkan beobachten und auch ein bisschen von der Lava. Es hat sehr nach Schwefel gerochen aber es war sehr schön, der ganze Tag war sehr schön und interessant.
Mir gefällt die Gruppe sehr, von Tag zu Tag verstehen wir uns besser und die Bahrenfelder sind auch sehr nett und passen sehr gut mit in den Austausch! 🙂
Die Gastfamilien sind auch sehr nett und mit jedem Tag versteht man sich besser mit seinen Austauschpartner/in.
Dienstag, 26.1.2020 (Lieke und Carla)
Anreise nach Ometepe
Heute haben wir uns wieder um 7:30 getroffen und sind dann gemeinsam mit dem Schulbus losgefahren. Zwei Stunden hat die Fahrt gedauert.
Mit dem typischen gelben amerikanischen Schulbus sind wir bis zum Hafen von Rivas gefahren um dort die Fähre nach Ometepe zu nehmen.
Die Überfahrt hat ca.1 Stunde gedauert und man hatte einen wunderschönen Blick auf die zwei Vulkane „Concepción“ und „Maderas“.
Nachdem wir auf Ometepe ankommen sind, mussten wir noch ungefähr 30 Minuten fahren. Wir haben übrigens unseren eigenen Bus + Busfahrer, der mit auf die Insel gekommen ist.
An der Unterkunft angekommen haben wir die Zimmer verteilt. Die Anlage ist direkt am Ufer des Nicaragua-Sees und wir können den Vulkan sehen. Die ersten Mini Skorpione & Geckos haben wir gesichtet. Heute waren es 30°, die meisten sind erstmal in den Pool gesprungen. Um 18:30 ist Abendessen und es gab Gallo Pinto( Reis mit Bohnen) und Bananenchips.(sehr lecker!)
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Erste Eindrücke aus Nicaragua
Alles klappt gut. Alle sind am Flughafen, alle, wirklich alle Spenden bekommen wir verteilt, das bedeutet, dass wir z.B. etwa neunzig (!) gefüllte und selbstgenähte Federtaschen und viele weitere Spenden dabei haben. Noch erahnen unsere SchülerInnen nicht, welche Bedeutung diese Mitbringsel in dem kleinen, freundlichen und gerade herausgeforderten Land auf der anderen Seite des großen Teiches haben werden. Noch denken viele von ihnen, die Welt drehe sich um sie.
Wir fliegen in zwei Routen, aber gleichzeitig ab und kommen gleichzeitig an. Mit 24 Stunden Fahrt dazwischen ist das faszinierend.
Erschöpft, aber aufgeregt werden alle mit Jubel empfangen und sind ruckzuck weg mit ihren familien. „Unbedingt bitte abmelden“ haben alle vergessen – wie immer. Wir sind beeindruckt von der Lockerheit, mit der unsere Jugendlichen diese Herausforderung annehmen: eine irgendwie unbekannte Familie, anderes Leben, ein so anderes Land und manchmal auch nicht die geteilte Sprache. Sind die mutig!!
Am nächsten Morgen beginnt um 7.30 die Schule, Lilli und Rosa haben da schon mehr als eine Stunde Anreise zur Schule gewuppt. Sie tragen es trotz des heftigen Jetlags mit Fassung.
Wir starten gemeinsam zur kleinen Stadtrundfahrt: Es gibt irgendwie wenig zu sehen, gleichzeitig unendlich viele Eindrücke. Der Kollege Haslbeck erklärt uns geduldig allerlei über das Land. Start mnit einem Überblick, von einem kleinen Hügel neben dem von Mussolini geschenkten albernen Minipanzer, neben der riesigen Sandinostatue, mit Blick auf die Vulkankette, die uns von nun an an jedem Ort begleiten wird. Außer uns niemend dort, Touristen ginbt es kaum noch. Wir besuchen dier Vorzeigeorte wie den Malecón, die neuen Meile am Seerand, die in den letzten Jahren entstanden ist. Dort hat Ortega vor einigen Jahren ein kleines echtes Flugzeug aufbauen lassen (damit alle mal in einem Flieger gewesen sein können). Er ist noch geschlossen und wir haben genug Flieger von innen gesehen…Unser Unwissen biologischer Kultur: Im Wasser ein großer Baumstamm, der langsam treibt. Dann taucht er weg. Her Späth vertritt die nachvollziehbare These, dass Baumstämme nicht tauchen können. Was also dann? Die Schildkröten in einer Reihe?? Ein Krokodil? Gibt es hier welche, was ist eigentlich der Unterschied zu Alligatoren?? 5-6 Meter lang? Die Auflösung erklärt uns ein Wächter: Ja, vier ausgesetzte Krokodile leben hier, denen man aber die Eckzähne gezogen hat. Aha…Mal sehen, wer hier noch baden will.
Also die kleine aufgebaute Hauptstrasse mit Miniaturhäusern: Managua vor dem großen verheerenden Erdbeben, welches der Stadt die Adern und die Struktur geraubt hat – bis heute.
Wir schalten auf slow motion…Passt zur Hitze und unserer Müdigkeit. Alle schlagen sich echt wacker! Nachmittags haben die Gastfamilien ein tolles Buffet nicaraguanischer Köstlichkeiten aufgebaut, die Stimmung ist gut!
Wir Lehrkräfte sind froh, dass wir nicht ab jetzt an jeden Abend ein Partyangebot teilen müssen und bald schlafen dürfen.
Am kommenden Morgen alle wieder da, auch Tamy ist wieder fit und dabei. Wir fahren mit dem gelben amerikanischen Schulbus nach Granada, in die schöne Kolonialstadt. Erste Eindrücke des Landes und auf der Panamericana alles von Fahrrad, Pferdekarren bis Riesentruck nebeneinander. Wir mittendrin. Der Fahrer macht einen souveränen Eindruck, prima.
In Granada Station 1: La Casa de tres munos, das Haus der drei Welten, eine Kulturinitiative, die gemeinsam vom deutschen Schauspieler Dietmar Schönherr und dem Priesetr, ehemaligen Kulturminister und der wunderbaren Autorenstimme Nicaraguas, Ernesto Cardenal, gegründet wurde. Es beherbergt Werkstätten allerlei Richtungen, von Yoga bis Kunst. Wir letrnen einen Masler kenne, der gerne beim nächsten Mal einen Workshop mit uns machen möchte, er arbeitet zusammen mit bein- und armamputierten Künstlern und hat sicherlich Spannendes zu erzählen. Dann Station 2: La Casa de las Sonrisas, das Haus des Lächelns, ein Cafe mit Handwerksbetrieb, in dem benachteiligte Jugendliche, zumeist auch mit körperlichen Einschränkungen, meist taub, stumm oder blind, Hängematen weben (Jungen) oder Makramee lernen (Mädchen). Tío Antonio, ein pater aus Barcelona, der seit 15 Jahren diese Vision des Cafes verfolgt und aufbaut, empfängt uns – in einer Brandruine! Am 1. des Monats ist alles abgebrannt, die längste Hängematte der Welt aus Plastiktüten, der Laden, die neun Zimmer, in denen die blinden Jugendlichen wohnen konnten, um nicht täglich nach Hause fahren zu müssen. Das Cafe, in dem wir gebärdend bestellen und lernen wollten, die Werkstatt, in denen die Jugendlichen uns flink zeigen wollten, wie man webt. Es gab keine Verletzten, das ist ja das Wichtigste! Wir sind tief beeindruckt von der Vision, nach vorne zu schauen – Tío Antonio eben. Auf dem Dach kehren die Jugendlichen die Asche, alles ist einsturzgefährdet. Die Hände der Jugendlichen sollen hier alles alleine neu errichten! Wir kommen in einem Jahr wieder, später denken wir, dass es zumindest nett wäre, einige der genähten Federtaschen herzubringen. Das Prinzip, dass die Jugendlichen gegen gesammelte Plastiktüten Schulmaterialien tauschen können, soll ausgebaut werden zu größten „Plastiktütenbank“ mit Tausch gegen Weihnachtsgeschenke etc. das muss man einfach unterstützen!! Wir kommen also am kommenden Wochenende wieder her, nehmen wir Lehrkräfte uns vor…
Dann der Teil 3, den man dann erstmal mit den Eindrücken zusammen bringen muss: Boote mieten und auf dem Nicaraguasee zwischen 400 kleinen Vulkaninseln über das Wasser sausen, bis zur kleinen Affeninsel. Dennis kann die Affen mit Avocado füttern. Die Jugendlichen organisieren sich ihr Essen selber, sie ziehen in kleinen Gruppen los. Wie immer bleibt niemand über, toll. Leider zu wenig Zeit, schade. Der Schulbus muss zurück, damit die Kinder die Routen nach Hause fahren können.
Am Bus in Managua werden alle direkt eingesammelt, schnell nach Hause, ins neue Zuhause zur neuen Familie. Ganz unterschiedliches Programm steht am Wochenende an: Vulkane bei Nacht, Pazifik, Besteigung des Vulkans Mombacho, Party, einige mitgebrachte Matheaufgaben lösen, einige wissen noch nicht.
Wir sind stolz auf unsere kleine Truppe, wir finden alle sehr offen und interessiert, sehr zuverlässig im Umgang mit Sonnencreme ! – und Land und Leuten. Es wirkst, als hätte der Blick über den Tellerrand begonnen. Gerüche, Eindrücke, Gedanken werden sich einprägen. Sie werden selbstständig: Wie komme ich ohne Spanisch an die Handykarte? Was tun, wenn das Klo sofort verstopft, weil man hier das Klopapier nicht reinwirft? Wie umgehen mit dem bettelnden Kind, was das Essen abhaben möchte? Warum sind die Pferde so dünn? Warum zwei Liter am Tag trinken?
Wir Begleitungen denken immer wieder, dass es auch ein wenig irre ist, 13 unbekannte pubertierende Jugendliche ans andere Ende der Welt mitzunehmen und einfach irgendwo in Familien abzugeben. Wir sind froh darüber, wie sie das wuppen!
Herzliche Grüße, Katharina Willems
„Die Schüleraustauschbegegnung wurde u.a. aus Mitteln der Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“ (PASCH) des Auswärtigen Amts gefördert und durch den Pädagogischen Austauschdienst (PAD) des Sekretariats der Kultusministerkonferenz unterstützt.“
Die Stadtteilschule Stellingen und die Beteiligten an dem Austausch bedanken sich für die Unterstützung.